Es ist ein besonderer Tag, denn der Ausbildungsvertrag wird feierlich unterzeichnet. Voller Vorfreude blickt man in die Zukunft und träumt von der gemeinsamen Reise. Optimismus und Wohlwollen sind deutlich spürbar.

Schon ein Jahr später kann alles anders aussehen. Der Auszubildende hat Anlaufschwierigkeiten, es folgen schwierige oder gar keine Gespräche, die Fronten verhärten sich und immer häufiger kommt es irgendwann zum Lehrabbruch. Die Schuld liegt dann meist weder beim Lernenden noch beim Ausbildungsbetrieb. Am Ende hat es einfach nicht funktioniert, oder?

Situation

Lehrverträge werden immer häufiger vorzeitig aufgelöst. Frustration, Unsicherheit und die Frage nach dem "wie weiter" macht sich so bei den Lehrbetrieben und den Lernenden breit. Häufig muss in diesem Moment auch der Stereotyp der Generation Z herhalten.

Die folgenden Gründe erscheinen bei Umfragen zu diesem Thema interessanterweise häufig auf den ersten fünf Plätzen:

  • Konflikte im Lehrbetrieb
  • Überforderung
  • Wahl des falschen Berufes

In diesem Artikel befassen wir uns nicht mit der Berufswahl. Wie kommt es aber dazu, dass soviele Konflikte entstehen? Aus meiner persönlichen Beobachtung liegt es oft daran, dass es nicht gelingt:

  • eine tragfähige Beziehung aufzubauen.
  • Missverständnisse zu erkennen und auszuräumen.
  • ein gemeinsames Verständnis der gegenseitigen Erwartungen zu entwickeln.
  • Eindrücke, Belastungen und Gefühle so wahrzunehmen und auszudrücken, damit eine Veränderung möglich wird.
  • ...

Ich habe positive Nachrichten für Sie. Ein gutes Gespräch kann Wunder bewirken. Gegenseitiges Verständnis ist oft der Startschuss für ermutigende Schritte zu einer erfolgreichen Fortführung des Lehrverhältnisses.

vermittelnde Gespräche führen

Wenn die Beziehung zwischen dem Berufsbildner und dem Lernenden bereits beschädigt ist, kann es sehr hilfreich sein, eine externe, neutrale Person hinzuzuziehen. Da solche Gespräche Elemente der Mediation (Konfliktlösung durch Vermittlung) enthalten, ist es ratsam, diese Person sorgfältig auszuwählen.

Meine Erfahrung zeigt, dass sich aus solchen Gesprächen drei gewinnbringende Ansätze ergeben können:

Ansatz 1: Es läuft rund

Erstaunlicherweise sind oft nur wenige Gespräche notwendig, um die Beziehung in eine positive Richtung zu lenken. Wenn die Hindernisse überwunden sind, können alle Beteiligten das Ausbildungsverhältnis positiver gestalten und sich in weiteren Gesprächen besser verständigen und verstehen. Für solche Gespräche bieten sich viele Tools, Techniken und Methoden an.

Ansatz 2: Der Lernende erhält Unterstützung

Während des Gesprächs kann sich herausstellen, dass der Auszubildende Unterstützung benötigt, um bestimmte Schwächen zu überwinden. Dies könnte durch gezielte Hilfestellungen wie Mentoring, Lernunterstützung oder psychologische Betreuung erreicht werden.

Ansatz 3: Der Berufsbildner macht ein Upgrade

Um allen Anforderungen gerecht zu werden, müssten Berufsbildner/innen «eierlegende Wollmilchsäue» sein. Die Funktion des Berufsbildners ist meist nur ein «Nebenjob». Neben der fachlichen Kompetenz und der Erfüllung der eigenen Aufgaben müssen sie in der Lage sein, diese Kompetenz als Erwachsenenbildner weiterzugeben. Sie sind Mentor, Bezugsperson, Lebensbegleiter, Lehrer, Leiter, Beschützer, Menschenkenner, Jugendversteher, Seelsorger, ... Meistens stellen die Berufsbildner/innen selbst fest, dass ihnen nicht nur die Zeit fehlt, um den Lernenden gewinnbringend zur Seite zu stehen. Es fehlt ihnen auch das Rüstzeug für ihre vielfältige Aufgabe.

In meiner Coachingtätigkeit erlebe ich, wie Berufsbildner/innen innert kurzer Zeit eine neue Begeisterung für ihre Tätigkeit entwickeln, weil sie einen Druckpunkt erkennen und beheben konnten.

Fazit:

Es gibt bessere Möglichkeiten, ein Lehrverhältnis wieder zu beleben, als auf den unvermeidlichen Abbruch der Lehre zu warten.

Ein Gespräch, das von einer externen, professionell ausgebildeten Person moderiert wird, kann die entscheidende Wende bringen. Zudem haben das Coaching von Ausbildern und das Mentoring von Lernenden eine enorme Wirkung, die oft stark unterschätzt wird. Das investierte Geld ist sinnvoll angelegt und kann mehrfach zurückgewonnen werden.

Dagegen kostet ein vermeidbarer Lehrstellenabbruch nur unnötig Geld, Kraft und Nerven.

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